Tarifbewegung Metall- und Elektroindustrie

Ausgeweitete Warnstreiks in Arnstadt am Erfurter Kreuz

24.01.2018 | Erneut hat die IG Metall Erfurt mit ausgeweiteten Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeberseite verstärkt, in der Tarifbewegung von ihrer Blockadehaltung abzurücken und ein verhandlungsfähiges Angebot zu unterbreiten. Hierzu rief die Gewerkschaft die Beschäftigten aus fünf Unternehmen am Erfurter Kreuz in Arnstadt zu Warnstreiks auf. Betroffen waren Thales Transportation Systems, BorgWarner Transmission Systems, Robert-Bosch-Elektronik-Thüringen, n3 Engine Overhaul Service und MDC Technology. Dem Aufruf der IG Metall folgten über 500 Metallerinnen und Metaller, sodass die Arbeit in den Betrieben für rund drei Stunden zum Erliegen kam. Mit einem Demonstrationszug von BorgWarner zogen die Warnstreikenden zum Kundgebungsplatz vor die Tore von n3 und MDC Technology.

Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt, sagte hierzu: „Es ist eine Schande, dass die Thüringer Arbeitgeber jegliche ernsthafte Verhandlungsbereitschaft vermissen lassen und somit die Ausweitung der Warnstreiks zu verantworten haben. Der Wille, zu einer Lösung zu kommen, war in der dritten Verhandlungsrunde durch die Arbeitgeber nicht zu erkennen. Das heißt, es gab kein weiteres Angebot, kein Einlenken und keine Kompromissbereitschaft des Thüringer Arbeitgeberverbandes VMET.“ Mit Trillerpfeifen und Buhrufen zeigten sich die Metallerinnen und Metaller vom geschilderten Verhalten der Arbeitgeber lautstark enttäuscht.

Spitzbarth weiter: „Es bleibt dabei, wir fordern mehr Arbeitszeitsouveränität für die Beschäftigten und eine angemessene Erhöhung der Entgelte, durch die nicht nur die Inflation ausgeglichen, sondern auch die Produktivität der Unternehmen berücksichtigt wird und letztlich eine Umverteilungskomponente enthalten ist. Das ist nicht zu viel verlangt. Es passt genau so in das Jahr 2018 wie die Forderung nach einem angemessenen Teilentgeltausgleich für Beschäftigte, die sich um ihre Kinder und die Pflege von Angehörigen kümmern oder in besonders belastenden Arbeitszeitmodellen arbeiten und deshalb ihre Arbeitszeit verkürzen.

Sollten auch diese ausgeweiteten Warnstreiks ungehört bleiben, so sind wir gut vorbereitet, um den Druck erhöhen zu können. Wir erwarten, dass sich die Stimmen der Vernunft im Arbeitgeberverband durchsetzen und die Betonköpfe zur Ordnung gerufen werden. Wer gute Arbeit will, muss gute Rahmenbedingungen anbieten.“

Bernd Gottwald, Vertrauensmann der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender von Thales: „Das Angebot von 2 Prozent ist der blanke Hohn. Die Verknüpfung dieser Lohnerhöhung mit Verschlechterungen bei der Arbeitszeit und bei den Zuschlägen ist eine Provokation, die die Kolleginnen und Kollegen nicht unbeantwortet lassen. Dass wir die Angleichung der Arbeitsbedingungen an das Westniveau zu diesem Zeitpunkt thematisieren, ist nur logisch und konsequent. Wir wollen Arbeitszeiten, die zu Leben passen! Wir wollen nicht akzeptieren, dass wir im Osten jede Woche drei Stunden länger arbeiten als im Westen. Diese Zeit hätten wir genauso gerne für Familie, Hobby und zur Erholung.“

Andreas Eifert, Vertrauensmann der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender von BorgWarner: „Das zurückliegende Jahr war für BorgWarner sehr erfolgreich. Der Ausblick auf das angelaufene Geschäftsjahr ist sogar noch besser. Die Kolleginnen und Kollegen haben das mit einer enormen Leistungsbereitschaft und nicht wenigen Stunden an Mehrarbeit erst ermöglicht. Damit ist es nur legitim, dass wir heute unseren Anteil am unternehmerischen Erfolg einfordern.“

Jan Müller, Vertrauensmann der IG Metall und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Robert–Bosch-Elektronik-Thüringen bekräftigt: „Mehrfach haben wir uns bei Sonderschichten, Mehrarbeit und darüber hinaus flexibel gezeigt. Das ging nicht selten zu Lasten der Beschäftigten. Jetzt, wenn wir sagen, dass Flexibilität keine Einbahnstraße sein kann, beschweren sich die Arbeitgeber. Das führt zu erheblichem Unmut auf Seiten der Beschäftigten.

Sebastian Masek, Vertrauensmann der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender von n3: „Es ist wichtig, dass nach 2003 wieder das Thema Ost-West Angleichung auf die Agenda kommt. Die Mauer ist mittlerweile länger weg als sie gestanden hat. Wir wollen eine verbindliche Zusage, dass wir nach der Tarifrunde in Verhandlungen zur Arbeitszeit eintreten. Gerade in der Luftfahrt werden wir permanent mit Betrieben aus Hamburg oder Frankfurt verglichen. Es ist Zeit, das Thema anzugehen.“

Maik Merkel, Vertrauensmann der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender von MDC Technology: „Wir produzieren hochspezialisierte Motorenteile für den Daimler-Konzern. Dem Konzern geht es prächtig, wie der gesamten Branche. Von Jahr zu Jahr steigen die Umsätze. Keinem meiner Kollegen ist zu erklären, warum unsere Forderungen überzogen sein sollen. Wenn die Unternehmen gute Geschäfte machen, ist es nur recht und billig, dass wir ordentlich beteiligt werden wollen.

Von: jz

Unsere Social Media Kanäle