Tarifauseinandersetzung bei Tower in Artern

TOWER Belegschaft erteilt Regelungsabrede eine Absage

08.02.2017 | Nach einer über mehrere Stunden andauernden Betriebsversammlung bei Tower Automotive in Artern gab es keinen Zweifel mehr. Die Beschäftigten wollen, dass ihre Arbeitsbedingungen durch einen Tarifvertrag geregelt und von der Gewerkschaft verhandelt werden.

In mehreren Versammlungen versuchten die Arbeitgeber, die Beschäftigten zu überzeugen, zu Gunsten von Investitionen und Arbeitsplätzen auf tariflich geregelte Arbeitsbeziehungen zu verzichten und sich von der Gewerkschaft loszusagen. Vom Betriebsrat wurde erwartet, Zugeständnisse zur Einlassung auf Regelungsabreden zu tätigen. Die Zielsetzung ist klar. Sind erst einmal die Bestimmungen abgelöst, ist der Tarifvertrag Geschichte. Dieses Ziel wurde auch von der Geschäftsleitung untermauert. "Kein Tarifvertrag", so Geschäftsführer Batilla – „mal sehen, wer wie lange durchhält“ .

Marc Gerull, ein TOWER Manager: "Wir wollen marktkonforme Arbeitsbedingungen“ und „das Ruhrgebiet hat sich wegen einheitlichen Regelungen (gemeint sind Tarifverträge) zu einer Industrieruine entwickelt.“ Gegen dieses Modell, dem Modell des billigen Jakobs und der einseitigen Willensbildung, haben sich die Beschäftigten und der Betriebsrat ausgesprochen.

Was zählt, ist der Tarifvertrag! – und das geht nur mit der Gewerkschaft!

Das war der Tenor aus der über eine Stunde andauernden Diskussion auf der Betriebsversammlung am 7. Februar. Sie wissen, dass der Tarifvertrag ihnen den größten Schutz bietet. „Immerhin ist klar, dass auf tariflich vereinbarte Bestimmungen nicht durch Betriebsvereinbarung oder Arbeitsvertrag verzichtet werden kann, bzw. darf. Wir als Betriebsrat werden nicht dazu beitragen, dass tarifliche Ansprüche in Abrede gestellt oder zukünftig in Gefahr gebracht werden“, untermauert Andreas Lyson für den Betriebsrat. Ergänzend machte Peter Beyer deutlich und erinnerte daran, „wie es ohne Betriebsrat und Gewerkschaft war. Schlechte Rahmenbedingungen waren an der Tagesordnung, von der Einstellung bis zum Entgelt. Wir können nur mit der Gewerkschaft bestehen, mit der IG Metall, wenn wir auf Augenhöhe unsere Arbeitsbedingungen mitgestalten wollen“.

"Die eigentliche Zielsetzung der Arbeitgeber bei Tower ist, alleine die Spielregeln aufstellen zu können", so Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Nordhausen. Die Behauptung, dass durch die Kündigung des Tarifvertrages kein Tarifvertrag mehr bestehe, sei schlichtweg falsch. Der Tarifvertrag entfaltet nach seiner Kündigung Nachwirkung (§4 Abs. 5 TVG). "Gegen den Willen der Beschäftigten ändert sich daran nichts. Das einzige was sich ändert, ist der Wegfall der Friedenspflicht und die Gewerkschaft kann zu Warnstreiks und, wenn es sein muss, zu Erzwingungsstreiks aufrufen", so Spitzbarth weiter. Nun liegt es bei den Arbeitgebern, ob es am Verhandlungstisch zu einer Lösung kommt und der Wille der Belegschaft von TOWER akzeptiert wird. Die IG Metall hat die Geschäftsleitung dazu aufgefordert. Darin liegt die wahre Stärke und Achtung gegenüber den Beschäftigten. Alles andere ist das Aufzwingen eines Diktates. "Diese Zeiten wollen wir nicht wieder erleben. Demokratie und Mitbestimmung sind die Grundlage für einen respektvollen Umgang miteinander", sagt Spitzbarth abschließend.

Von: jz

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