Tarifbewegung Metall- und Elektroindustrie

Erneute Warnstreiks in Erfurt unmittelbar vor 3. Verhandlungsrunde – Unterstützung durch Wirtschaftsminister und Landespolitikern

19.01.2018 | Die IG Metall Erfurt hat am Freitag, den 19. Januar am frühen Vormittag die Beschäftigten des Siemens Generatorenwerks, von Schuler Umformtechnik und von Bosch Sicherheitssysteme zu einem zweiten Warnstreik aufgerufen. Die Warnstreiks lagen zeitlich unmittelbar vor der dritten Verhandlungsrunde für das Tarifgebiet Thüringen. Zur Untermauerung ihrer Forderung zogen die Warnstreikenden mit einem Demonstrationszug vom Erfurter Norden in das Zentrum der Landhauptstadt, um vor dem Verhandlungslokal im Hotel Radisson ihren Forderungen nach höheren Entgelten und einer Arbeitszeit, die zum Leben passt Nachdruck zu verleihen.

In den Demonstrationszug reihte sich Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee ein. In seiner Rede zur Kundgebung sprach er vor den circa 1.000 Teilnehmern aus ganz Thüringen von einer Notwendigkeit, die tariflichen Standards im Freistaat auszuweiten und der Wichtigkeit der Ordnungsfunktion von Tarifverträgen in der sozialen Marktwirtschaft. In Zeiten, in denen es der Wirtschaft exzellent ginge, seien die Beschäftigten gut beraten, ihre Forderung nach höheren Löhnen mit Nachdruck zu verfolgen.

An den Warnstreiks beteiligten sich circa 360 Metallerinnen und Metaller des Siemens Generatorenwerks und rund 300 Kolleginnen und Kollegen von Schuler. In beiden Werken kam die Produktion für die Dauer des Warnstreiks von über 4 Stunden zum Erliegen.

Unterstütz wurden die Erfurter Kolleginnen und Kollegen durch weitere Warnstreikende aus allen Thüringer IG Metall Geschäftsstellen. So reisten aus Ost- und Südthüringen jeweils 5 Busse an. Aus Eisenach und Nordhausen kamen sehr viele Metallerinnen und Metaller in Fahrgemeinschaften zur Kundgebung in die Erfurter Innenstadt.

Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt und Nordhausen sagte in seiner Bilanz beider Warnstreiks: „Die heutigen massiv ausgeweiteten Warnstreiks stehen für unsere Entschlossenheit unsere Forderungen durchsetzen zu wollen. Wir wollen keine weitere Eskalation, jedoch sind wir vorbereitet, wenn die Arbeitgeber auch diese Signal einfach überhören und bei ihrer Blockade und der Politik der Billigangebote bleiben. Wir freuen uns sehr über den Zuspruch aus dem politischen Raum in der aktuellen Tarifbewegung. Dies zeigt uns, dass die auf Seiten der Landesregierung und im Thüringer Landtag längst verstanden wurde, dass die Thüringer Metallerinnen und Metaller ihren rechtmäßigen Anteil an der derzeit blendenden Konjunktur einfordern.“

Mario In der Au, Vertrauensmann der IG Metall und Betriebsratsvorsitzender des Siemens Generatorenwerks meinte: „Derzeit kämpfen wir an gleich zwei Fronten. Neben dem Wiederstand gegen die Umbaupläne des Konzernvorstands verlangen wir unseren fairen Anteil am bislang besten Ergebnis unseres Konzerns. Nicht zuletzt fordern wir von den Thüringer Arbeitgebern eine verbindliche Zusage über die Angleichung der Arbeitszeit zu reden. Wir tun dies vor allem, weil wir wissen, dass Verzicht weder auf starke tarifliche Leistungen, noch auf faire Entgelterhöhungen Arbeitsplätze retten. Vielmehr ist der private Konsum der Motor für eine gesunde Volkswirtschaft und genau deshalb streiten wir entschieden für unsere Tarifforderungen und kämpfen gleichzeitig gegen die verfehlten Strategien unseres Konzernvorstands.“

Gabor Nemes, Vertrauensmann der IG Metall und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender von Schuler in Erfurt sagte: „Wenn wir gerade in Zeiten des Fachkräftemangels weiterhin attraktive Arbeitsplätze anbieten wollen so führt kein Weg an der Angleichung vorbei. Derzeit laufen wir Gefahr, die am besten Ausgebildeten in den Süden und Westen der Republik zu verlieren, weil dortige Ecklöhne und Arbeitszeiten deutlich attraktiver sind. Wer beim Fachkräftemangel eine Trendwende will, der darf nicht jammern, der muss bei den Arbeitsbedingungen ansetzen und genau dort setzen unsere Tarifforderungen an.“

Von: jz

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