Tarifbindung

Mit Tarifverträgen mehr Sicherheit für die Beschäftigten

12.06.2019 | Tarifbindung ist für so manchen Arbeitgeber noch immer keine Selbstverständlichkeit. Beschäftigungsverhältnisse ohne Tarifbindung sind nicht zuletzt fremdbestimmte und in der Regel deutlich schlechtere Arbeitsverhältnisse. Dass es sich für die Beschäftigten lohnt, sich für eine Tarifbindung einzusetzen, zeigen die anstehenden Konflikte in der Automobilindustrie.

Bild: IG Metall

Hier wird deutlich, dass die wirtschaftlichen Verwerfungen auf den Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden sollen. Doch da, wo es eine Tarifbindung gibt, können die Belegschaften gemeinsam mit der IG Metall und den Betriebsräten auch in schwierigen Zeiten zukunftsorientierte Regelungen treffen.

Bei Griwe in Haynrode wurde der bestehende Haustarifvertrag durch einen fünfjährigen Standort - sicherungstarifvertrag ergänzt. Damit wurde nicht nur Beschäftigung gesichert, sondern auch weitere Angleichungsschritte an die tariflichen Bestimmungen West vereinbart. So kommt der Tarifvertrag T-ZUG zukünftig zur Anwendung, die Angleichung der wöchentlichen Arbeitszeit – 35 Stundenwoche – wird schrittweise durchgeführt und das Thema Qualifizierung bekommt einen höheren Stellenwert im Betrieb. Am 3. Juli wird das Management auf einer Betriebsversammlung über die Investitionen und neuen Projekte berichten. Andreas Zappe, Betriebsratsvorsitzender, führt das auf die Regelungsebene zurück. »Ohne Tarifvertrag gibt es keinen starken Verhandlungspartner. Die Beschäftigten sind jeder für sich dem Druck des Arbeitgebers ausgesetzt. So konnten wir die Fläche halten und Dank einer Tarifbindung einen weiteren Angleichungsschritt in Richtung Einheit vereinbaren.«

Ähnlich verhält es sich bei MUSASHi in Leinefelde. Bei Redaktionsschluss lag noch kein unterzeichnetes Verhandlungsergebnis vor. Umstrukturierungspläne bestimmen seit längerem die Tagesordnung. In den Verhandlungen konnten nun auch Eckpunkte (Standortsicherung, Investitionen, neue Produkte, die Anwendung des TV T-ZUG, die Einführung der 35-Stundenwoche und Qualifizierung) für die Beschäftigten aufgestellt werden, so dass die finalen Verhandlungen noch im Juni abgeschlossen werden sollen. Andreas Apitius und Bernd Kohlhase (Betriebsratsvorsitzende) sind sich einig: »Ohne Tarifbindung und IG Metall würde der Standort mit guten Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten nicht zu halten sein. Auch wenn wir zu Beginn Opfer einbringen mussten, werden die Rahmenbedingungen für uns besser, wenn es zu einem Abschluss kommt – woran auch die Geschäftsleitung ein Interesse hat.«

Nach intensiven und konstruktiven Gesprächen konnte auch bei dem Spezialisten für Brunnenbau und Geothermie GWE Pumpenboese in Nordhausen ein Tarifabschluss erzielt werden. Damit werden die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten deutlich verbessert. Die Entgelte werden stufenweise angehoben und in den kommenden Jahren an die Fläche angeglichen. Auch die Ausbildungsvergütungen wurden gesteigert. Es wird ein erhöhtes Weihnachts- und Urlaubsgeld geben und einheitlich werden 30 Tage Urlaub gewährt. Möglich wurde dieser Erfolg nur, weil die Belegschaft gemeinsam mit dem Betriebsrat und der IG Metall dieses Ziel nie aufgegeben hat. Achim Leistner, Betriebsratsvorsitzender, erklärt: »Mit dem Tarifvertrag beginnt für die Beschäftigten bei GWE ein neuer Abschnitt, der Sicherheit schafft und den Kolleginnen und Kollegen eine Perspektive bietet.«

Einheitliche tarifliche Bestimmungen in den Betrieben sind der einzige Schutz vor gegenseitiger Ausspielung und der damit einhergehenden Schmutzkonkurrenz. Darum wird es in Zukunft gehen – mehr Tarifbindung für gute Arbeit herzustellen.

Von: bs

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