23.04.2021 | Tarifverhandlungen erfolgreich beendet: Die IG Metall Mitte und die Arbeitgeber in Thüringen haben sich auf die Übernahme des nordrhein-westfälischen Pilotabschlusses geeinigt. Von dem am 22. April vereinbarten Tarifergebnis profitieren rund 20.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen.
Nach dem Tarifabschluss in der Mittelgruppe am 31. März 2021 gibt es seit dem frühen Nachmittag des 22. April auch ein Ergebnis für die Metall- und Elektroindustrie in Thüringen. Dem ging eine vierstündige vierte Verhandlung der Tarifvertragsparteien voraus.
Die rund 20.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Thüringen erhalten zunächst eine in der Regel steuer- und abgabenfreie »Corona-Beihilfe« von 500 Euro. Diese wird im Juni 2021 ausgezahlt. Zudem wird mit dem »Transformationsgeld« eine neue Sonderzahlung geschaffen. Diese kommt in Höhe von 18,4% eines Monatseinkommens erstmals im Februar 2022 zur Auszahlung.
Ab 2023 beträgt das neue »T-Geld« dann 27,6% eines Monatseinkommens. Dies entspricht rechnerisch einer Entgelterhöhung von 2,3% monatlich. Damit haben wir die Blockadehaltung der Arbeitgeber, die bis zuletzt eine Nullrunde auch für 2021 gefordert hatten, durchbrochen.
Das Transformationsgeld wird im Grundsatz ausgezahlt. In Betrieben, in denen zur Beschäftigungssicherung vorübergehend die Arbeitszeit abgesenkt wird – etwa im Rahmen einer Vier-Tage-Woche – kann es nach Vereinbarung der Betriebsparteien für einen Teilentgeltausgleich eingesetzt werden. Dauert die Arbeitszeitabsenkung länger als ein Jahr, gibt es zukünftig einen weiteren, voll arbeitgeberfinanzierten Teilentgeltausgleich. Dessen Höhe bemisst sich nach dem Umfang der Arbeitszeitabsenkung.
Eine bittere Pille: die Möglichkeiten für die Arbeitgeber, das tarifliche Zusatzgeld (B) zu verschieben oder abzusenken wurden vor dem Hintergrund der Sondersituation der Corona-Pandemie erweitert. Diese Regelung gilt allerdings nur einmalig für das Jahr 2021.
Auszubildende erhalten die Corona- Beihilfe mit einer Höhe von 300 Euro. Zudem konnte vereinbart werden, dass ausbildungsintegrierte dual Studierende während ihrer Berufsausbildung unter den Geltungsbereich der Tarifverträge der Metall- und Elektroindustrie fallen. Darüber hinaus soll im Rahmen einer Verhandlungsverpflichtung die betriebliche Situation auch der praxisintegrierten dual Studierenden geprüft werden. Daraus können weitere tarifliche Regelungen entstehen. Allgemein haben die Tarifparteien einen Prozess zur Modernisierung des Manteltarifvertrages inklusive der Bestimmungen zur Ausbildung vereinbart.
Zur Gestaltung der Transformation in den Betrieben haben sich die Tarifvertragsparteien auf einen tariflichen Rahmen zur Aushandlung von Zukunftstarifverträgen verständigt. Damit entsteht ein zusätzliches Instrument, um proaktiv die Herausforderungen der Transformation anzugehen und so Beschäftigung auch in Zukunft zu sichern.
Weiter auf der Agenda bleibt das Thema Angleichung der Arbeitsbedingungen zwischen Ost und West. Die IG Metall hatte in diesem Zusammenhang von den Arbeitgebern Gespräche über ein tarifliches Angleichungsgeld verlangt. Solche Gespräche sollen zeitnah im Nachgang zur Tarifbewegung stattfinden. Parallel will die IG Metall im Bezirk das Thema stärker im betrieblichen Rahmen angehen.
Möglich wurde der Abschluss erst durch den enormen Druck der Beschäftigten. Unter Pandemiebedingungen – mit Maske und Abstand – haben in den vergangenen vier Wochen im Bezirk knapp 136.000 Metallerinnen und Metaller die Forderungen der IG Metall mit Warnstreiks, Frühschluss-Aktionen, Kundgebungen, Demozügen, Menschenketten und Mobilitätskorsos unterstützt. »Dafür mein herzlicher Dank, ohne dieses große Engagement hätten sich die Arbeitgeber nicht bewegt«, so Jörg Köhlinger.