01.07.2025 | Wer den Tarifvertrag angreift, greift uns alle an! Das 3. Sondierungsgespräch zwischen der Geschäftsführung von Musashi und der IG Metall wurde Ende Juni durch die Arbeitgeberseite gesprengt.
Entgegen den tarifvertraglichen Garantien, die die Mitglieder der IG Metall bei Musashi Europe an allen Standorten erkämpft haben, wurden Werksschließungen in Hann. Münden und Leinefelde sowie Massenentlassungen und eine Restrukturierung in Lüchow als »alternativlos« erklärt. Nach dem Prinzip »Der Dieb ruft: Haltet den Dieb!« wurde gleichzeitig betont, dass angeblich die Standorte an der Nahe »nicht von Restrukturierungen betroffen seien«. Eine Aufhebung der Verzichtsleistungen und Rückzahlungen an alle Mitglieder – auch an der Nahe – wurde nicht erklärt. Die Geschäftsführung lässt die Verhandlungen nun durch die Anwaltskanzlei Watson Farley & Williams, vertreten durch Rechtsanwalt Krienke und andere, führen. Die Kanzlei ist bekannt für ihre aggressive und feindliche Haltung gegenüber Gewerkschaften und Betriebsräten (im Volksmund »Union-Busting« genannt). Die Mitbestimmungsrechte für Beschäftigte und Betriebsräte werden versucht zu bekämpfen. So haben Betriebsräte und IG Metall in Betrieben wie Tadano in Zweibrücken leider sehr schlechte Erfahrungen mit dieser Kanzlei machen müssen. Es findet ein Paradigmenwechsel statt: Von vertrauensvoller Zusammenarbeit hin zur knallharten Durchsetzung angeblich »alternativloser« Arbeitgeberinteressen bei Musashi. Das zwingt uns alle zurück in den Kampfanzug für »Musashi 2.0«.
Jetzt sollen die örtlichen Betriebsrä[1]te gezwungen werden, Maßnahmen der Geschäftsführung am Tarifvertrag vorbei umzusetzen.
Die IG Metall-Verhandlungskommission, bestehend aus: dem Verhandlungsführer Uwe Zabel (IG Metall Bezirksleitung Mitte und Niedersachsen), Ingo Petzold (1. Bevollmächtigter der IG Metall Bad Kreuznach und Unternehmensbeauftragter des IG Metall-Vorstands für Musashi), sowie den ehrenamtlichen IG Metall-Vertreter:innen und Betriebsratsvorsitzenden: Simone Krämer (Bad Sobernheim – Grolsheim – Bockenau), Karl Koch (Hann. Münden), Torsten Melzian und Sven Fuhrmann (beide Lüchow), Christoph Wiederhold und Heiko Liebescher (Leinefelde), sowie dem KBR-Vorsitzenden Julian Kilian blieb bei so viel Dreistigkeit die Spucke weg. Die Verhandlungskommission bekräftigte die bisher gemeinsam vertretenen Positionen aller Musashi-Standorte und widersetzte sich dem Wunsch des Anwalts der Geschäftsführung, bereits jetzt über eine Veränderung des Tarifvertrags zu sprechen.
Die IG Metall stellte klar: Eine Veränderung des Tarifvertrags ist nur über die tarifliche Schlichtungsstelle unter Vorsitz des Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz (oder eines Vertreters) möglich. Sollte es dort innerhalb von zwei Monaten zu keiner Einigung kommen, kann der Arbeitgeber den gesamten Tarifvertrag kündigen. Spätestens dann wären alle Beschäftigten betroffen.
Die Bezirksleitungen Mitte und Niedersachsen-Sachsen-Anhalt erklärten, dass sie keine betrieblichen Verhandlungen im Vorfeld führen werden. Wenn das Unternehmen den Tarifvertrag verändern will, soll es sich an die bestehenden Regelungen halten – oder über den Arbeitgeberverband einen Antrag auf Abweichung vom Tarifvertrag (»Pforzheim-Modell«) stellen. Der Bruch des Tarifvertrags wird unseren gemeinsamen Widerstand 2.0 wecken. Nur wenn sich alle aktiv beteiligen, haben wir gegen diese dreiste wirtschaftliche Übermacht überhaupt eine Chance: SOLIDARITÄT!