Personalabbau im Eichsfeld

Schlechte Signale vor der Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie

05.03.2020 | Bei der Norma Germany GmbH in Gerbershausen regt sich Unruhe. Bei der Betriebsversammlung am 3. März gab es große Empörung darüber, dass die Arbeitgeberin zukunftsfähige Produkte, Maschinen und Anlagen nach Tschechien verlagert und damit 37 Arbeitsplätze abbaut. Dem Betriebsrat und den Beschäftigten wurde dies als unternehmerische Entscheidung präsentiert.

Die Arbeitnehmer*innenvertretung wurde bei der Entscheidungsfindung außen vorgelassen, obwohl die Betriebsverfassung die Einbindung des Betriebsrates schon bei der Reifung des Findungsprozesses vorsieht. Es gibt keinen vernünftigen Grund für die Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer.

Klaus Dietzel, Gesamtbetriebsratsvorsitzender, der ebenfalls an der Betriebsversammlung im Eichsfelder Betrieb teilnahm, bekundet ebenfalls seinen Unmut: „Durch derartige Entscheidungen wird die Zukunftsfähigkeit des Standorte Deutschland durch das Management massiv gefährdet. Profit und Gier sind in Zeiten des Umbruchs kein gutes Signal an die Belegschaften und die Regionen bei der NORMA Germany.“

Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nordhausen hat dafür keinerlei Verständnis: „Wer sich bei den Beschäftigten für die gute Arbeit in 2019 bedankt und im gleichen Atemzug Personalabbau und Verlagerung betreibt, handelt verantwortungslos für den Standort und zynisch gegenüber den Beschäftigten“.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch bei der 20 Kilometer entfernten SiM Automation in Heiligenstadt ab. In dem Betrieb wird seit Mitte Februar in Kurzarbeit gearbeitet. Die Mitarbeiter*innen verzichten auf einen Teil ihres Lohns, um die Beschäftigung vor Ort zu sichern. Dennoch wurden kurz vor Start der Kurzarbeit fünf Beschäftigte „freigesetzt“. Auch hier regt sich Widerstand. Bei einer Unterschriftenaktion der Kolleg*innen sprach sich eine überdeutliche Mehrheit der Belegschaft für die Rücknahme der Kündigungen und gegen weitere personelle Maßnahmen dieser Art aus. Mit der Betriebsvereinbarung zur Einführung von Kurzarbeit wurden betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen. Für die Beschäftigten ist der Personalabbau ein Vertrauensbruch. Die Geschäftsführung sieht sich nun damit konfrontiert, will aber zunächst weiter an den Kündigungen festhalten.

Bernd Spitzbarth begrüßt die spontane Reaktion der Beschäftigten. „Auf der bevorstehenden Betriebsversammlung erwarte ich Antworten von der Geschäftsleitung, mit denen für Entspannung gesorgt werden kann. Wir brauchen Tarifbindung mit einem Zukunftstarifvertrag, um wieder Vertrauen und Sicherheit bei den Beschäftigten einziehen zu lassen“, so Spitzbarth abschließend.

Von: bs

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