Tarifbewegung in der Metall- und Elektroindustrie Thüringens

Warnstreik bei Daimler-Motorenwerk MDC Power in Kölleda

11.01.2018 | Die IG Metall Erfurt hat am Donnerstag, den 11. Januar 2018 im Rahmen der 1. Warnstreikwelle in der Tarifbewegung für die Metall- und Elektroindustrie Thüringens die Beschäftigten des Daimler-Motorenwerks MDC Power in Kölleda für 13:00 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Der Warnstreik dauerte etwas länger als zwei Stunden. Am Streik beteiligten sich 280 Metallerinnen und Metaller. Die Arbeiten im Werk kamen bis zum Ende der Frühschicht zum Erliegen. Die Spätschicht startete mit Verzögerungen.

Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Erfurt berichtete über den aktuellen Verhandlungsstand in Thüringen. Dabei stellte er klar, dass die Arbeitgeber regelrecht nach einer härteren Gangart rufen. Dass Entgeltangebot bezeichneter als ein Reallohnverlust, die Gegenforderung nach längeren Arbeitszeiten und ungebremster Flexibilität als eine Provokation ohne gleichen. Wem, wenn nicht den ArbeitnehmerInnen, ist der wirtschaftliche Aufschwung, der sich ständig wiederholende Titel eines Exportweltmeisters zu verdanken, fragt er die Warnstreikenden. Die Vorstellungen der Arbeitgeber zur Gestaltung der Arbeitswelt sind aus der Zeit, wo Pharaonen uneingeschränkt über die Menschen verfügten. Diese Zeiten haben sich geändert. Heute leben wir in einer vielfältigen, lebendigen Kultur des Miteinanders und der Mitbestimmung über die Arbeits- und Lebensbedingungen. Er forderte die Arbeitgeber auf, zurück zur Vernunft zu kommen und die Belange der Menschen ernst zu nehmen. Wer gute Arbeit will, muss gute Rahmenbedingungen anbieten. Dazu gehört ein Recht auf Selbstbestimmung, auf faire Beteiligung, Zeit für Betreuung und Pflege von Kindern und Angehörigen. Abschließend kritisierte Spitzbarth die Haltung der Arbeitgeber zu der Frage der weiteren Angleichung der wöchentlichen Arbeitszeit. Es sei völlig unakzeptabel, das die Beschäftigten 28 Jahre nach der Einheit noch immer einen Monat umsonst arbeiten. Die Einführung der 35-Stundenwoche in Thüringen ist mehr als Zeitgemäß und muss im Anschluss an dieser Tarifrunde verhandelt werden. 

Kerstin Beutler, Vertrauensfrau der IG Metall, Mitglied der Tarifkommission und Betriebsratsvorsitzende bei MDC Power sagte in ihrer Rede an die Beschäftigten: „Dem Daimlerkonzern geht es sehr gut. Nahezu das achte Jahr in Folge verzeichnen wir gestiegene Absätze. Wir bei MDC Power merken dies an einem permanenten Beschäftigungsaufbau aber auch durch massiv gestiegene Anforderungen an die Kolleginnen und Kollegen. Wir stehen hinter der Forderung der IG Metall nach einer deutlichen Entgelterhöhung und kämpfen für eine moderne Arbeitszeitregelung, die den Menschen in den Vordergrund stellt und uns vor Überlast schützen soll.“ 

Mathias Boewe, Vertrauensmann der IG Metall und Mitglied des Betriebsrats sagte in seinem Redebeitrag zum Warnstreik: „Jede Woche aufs Neue verlangt der Arbeitgeber von uns zusätzliche Stunden oder gar Schichten am Samstag. Die Kolleginnen und Kollegen ermöglichen mit ihrer Flexibilität erst den unternehmerischen Erfolg. Jetzt wo wir sagen, dass das so nicht so weiter geht und Flexibilität keine Einbahnstraße sein kann, fangen die Arbeitgeber an zu mauern. Das macht uns sauer und deshalb gehen wir auch noch ein zweites und ein drittes Mal, wenn nötig, vor das Tor.“ 

Von: kjb

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