26.04.2022 | Die Beschäftigte des Automobilzulieferers MUSASHi haben bundesweit die Arbeit für 24 Stunden niedergelegt. An den Standorten in Thüringen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen ruht die Arbeit seit Sonntag, 24. April, 22 Uhr bzw. seit Montag, 25. April, 5 Uhr.
Die zentrale Streikversammlung und Demonstration der Standorte Bockenau, Sobernheim, Grolsheim (Rheinland-Pfalz), Lüchow und Hann.Münden (Niedersachsen) sowie Leinfelde (Thüringen) für Standort- und Beschäftigungssicherung hat in Leinefelde stattgefunden. Rund 600 Beschäftigte aus den sechs MUSASHi-Standorten in Deutschland nahmen an der Aktion vor der Obereichsfeldhalle teil.
Jörg Köhlinger, Leiter des IG Metall Bezirks Mitte, forderte in Leinefelde die MUSASHi zum Umdenken auf: „Die Standorte in Deutschland und in Europa brauchen eine verlässliche Zukunftsperspektive. Betriebstrat und IG Metall werden das fantasielose Agieren der Geschäftsführung nicht länger hinnehmen. Die Transformation der Automobil- und Zulieferindustrie lässt sich nur zusammen mit den Beschäftigten bewältigen. Das haben schon andere Unternehmen gezeigt und die IG Metall hat der MUSASHi-Geschäftsführung kreative Vorschläge für Standort- und Beschäftigungssicherung gemacht. Jetzt liegt bei den Tarifverhandlungen über einen Sozialtarifvertrag der Ball im Spielfeld von MUSASHi. Wir wollen eine Zukunftslösung am Verhandlungstisch. Wenn sich die IG Metall gezwungen sieht, die Weichen auf Urabstimmung und Streik zu stellen, dann werden wir dies tun“
Ministerpräsident Bodo Ramelow nahm an der Kundgebung teil und kündigte seine Unterstützung für die Beschäftigten des Automobilzulieferers an. „Der Transformationsprozess muss fair und sozial gerecht gestaltet werden. Das von sechs Standorten einer nicht den vollen tariflichen Schutz genießt und dieser im Osten liegt, spricht eine deutliche Sprache. Der Kampf um Zukunft und gute Arbeit ist gerecht." Ramelow begrüßte das Band der Solidarität zwischen den Standorten und darüber hinaus.
Die MUSASHi Kolleg:innen begrüßten zur Demonstration und Kundgebung auch Delegationen aus der Automobilbranche von Volkwagen aus Wolfsburg und Kassel, von ZF und Daimler sowie aus Betrieben Nordthüringens, die aus Solidarität ebenfalls zur Protestkundgebung angereist waren. Die Vertreter unterstrichen mit ihren Reden, dass die Beschäftigten bei MUSASHi nicht alleine stünden.
Die Geschäftsführung von MUSASHi Europe geht davon aus, dass bis 2030 etwa 50 Prozent der zur Zeit produzierten Produkte an den sechs Standorten in Deutschland aufgrund der Transformation wegfallen werden. Für die über 2.000 Beschäftigten würde das einen erheblichen Personalabbau bedeuten. Vor diesem Hintergrund hatte die IG Metall frühzeitig ein Zukunftskonzept vorgeschlagen, sowie ein Angebot für einen Sozialtarifvertrag gefordert. Dazu hat die Unternehmensleitung nach drei Verhandlungsrunden nichts vorgelegt. "Die letzte Chance durch eine Einigung einen langen Arbeitskampf zu vermeiden, liegt bei den zentralen Tarifverhandlungen vom 28.-30. April 2022 in Mainz", so Bernd Spitzbarth, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Nordhausen.